Heulender Kürbis-Kreisel
zum Tüfteln für die windstillen Tage (?) im Winter
(A humming Gourd Top for the windless days)

Please see the English Version


Seit Jahrhunderten übt ein "singender" Kreisel sowohl auf Kinder wie auch auf Erwachsene eine magische Anziehung aus.
Zu der Faszination der anscheinenden Ruhe des sich schnell drehenden Objekts kommt noch der auditive Effekt hinzu.
Der Kreisel hat die Jahrhunderte in fast unveränderter Form überdauert und es gibt sowohl in der pazifischen Inselwelt, China, Japan und Java als auch in Nord-, Südamerika und Afrika eine große Anzahl von kulturellen Verwendungen. Er wurde bei Zeremonien, zu bestimmten Festen im Jahreslauf oder einfach wie bei uns in Europa als Spielzeug verwendet.

In China beispielsweise wird der Brummkreisel, dort "kreischende Gans" genannt, als Spielzeug benutzt, während er bei den Maoris dazu diente, bei Beerdigungszeremonien die Klagelaute der Trauernden zu unterstützen...

Viele der Ideen im Zusammenhang mit Kreiseln scheinen international und unabhängig voneinander erfunden worden zu sein. So gibt es sowohl bei den Cheyenne Indianern Nordamerikas als auch bei den Chinesen in Kanton die Sitte, Kreisel im Winter auf zugefrorenen Seen herumwirbeln zu lassen.

Auch kuriose Geschichten ranken sich um den Kreisel, wie diese, welche aus E. Best; "Games and Pastimes of the Maori" entnommen wurde:
"Es gab im Waikato Distrikt einst eine eigenartige Sitte, einen Maori "König" zu wählen...
Das Volk schlug vor, daß die Repräsentanten eines jeden Stammes einen Brummkreisel herstellen sollten und daß derjenige Stamm, der in einem Wettbewerb den lautesten Kreisel vorführen würde, das Privileg haben sollte, eines seiner Stammesmitglieder als "König" zu wählen.

Der Vorschlag wurde angenommen und jeder der auf Besuch gekommenen Stämme machte einen Brummkreisel aus Matai Holz, dem dafür bevorzugten Material und versammelten sich um den Wettbewerb auszutragen.

Die im Ort ansässigen Leute hatten jedoch einen riesengroßen Kürbiskreisel gemacht, der so laut brummte, daß sie damit lässig den Wettbewerb gewannen und so das Privileg errangen, aus ihren Reihen einen "König wählen zu dürfen."

Von solchen kleinen Dingen hängt oft das Schicksal eines Herrschers ab...

Bauen wir doch solch einen Königs-Brummer!

Erforderliches Material:

Bauanleitung:

Zunächst wird ein gut verholzter (reifer), möglichst warzenfreier Zierkürbis mit mindestens 10-15cm Außendurchmesser und möglicht regelmäßiger Form ausgewählt. Je größer der Außendurchmesser, desto höher ist die Winkelgeschwindigkeit bei gleicher Umdrehungszahl pro Minute und desto besser der Klang! Nach dem Trocknen (s.d.) wird der Stiel abgebrochen (=Stielnarbe), der Kürbis im oberen Teil quer aufgesägt und ausgehöhlt. Dann läßt man die Teile, nachdem die Innenwand saubergekratzt wurde, noch ein paar Tage nachtrocknen.

Wenn der Kürbis ganz trocken ist werden Ober- und Unterteil wieder sauber mit Weißleim zusammengeklebt, so daß eine möglicht minimale, wenig sichtbare Klebefuge entsteht. Evtl. muß die Fuge noch mit Schleifpapier versäubert werden.

Nach dem Trocknen treten die Nadeln in Aktion. Eine Nadel wird an einer Tischkante waagrecht fest eingespannt, so daß sie über die Tischkante hinausragt; die andere Nadel bleibt in der rechten Hand. Zwischen beiden Nadeln wird nun der Kürbis an der Blütennarbe (Unterteil) und an der Stielnarbe (Oberteil) zur Feststellung der Drehachse waagrecht eingespannt. Mit der linken Hand versetzt man nun mit einem kleinen Schubs den Kürbis zwischen den Nadeln in Rotation. Er wird sich immer so einpendeln, daß die schwerere Seite nach unten zeigt. Durch millimeterweises Versetzten der Nadeln kann man den Kürbiskreisel so ausbalancieren, daß bei jedem Andrehen ein anderer Teil nach unten weist. In diesem Moment ist die ideale Drehachse gefunden (fast ideal, da so nur die statische Unwucht beseitigt wird, nicht jedoch die dynamische). Die so gefundenen Nadeleinstichpunkte werden markiert.

Mit dem Holzbohrer werden an den beiden markierten Stellen Löcher gebohrt und die Andrehachse hindurchgesteckt. Sie kann zunächst mit Siegellack fixiert werden, bis die evtl. Korrekturen in der Achslage beendet sind. Dann wird sie mit Weißleim eingeleimt. Das Unterende der Achse niemals zu einer Spitze schleifen, sondern unbedingt rund lassen. Der Kreisel sucht sich seinen optimalen Drehpunkt selbst, verliert dadurch beim Drehen weniger Energie und dreht deshalb länger.

Anschließend sucht man sich, indem der Kreisel (hölzerne Achse) zwischen den Handflächen in Rotation versetzt wird an der Stelle des größten Kürbisdurchmessers die Stelle, die am weitesten außen (exzentrisch) liegt. Dazu nimmt man einen Bleistift und hält ihn vorsichtig an den rotierenden Kreisel. Wo der Bleistift anzeichnet (meist ist dies wegen des doch etwas unregelmäßigen Dickenwachstums der Kürbisse nur eine Stelle) befindet sich der Ort, wo das Tonloch angebracht wird.

Mit dem scharfen Messer wird nun das rechteckige Tonloch (schmale Seite oben und unten, lange Seiten seitlich) im Kürbis angebracht. Ein Seitenverhältnis von 1 zu 2 bzw. 1 zu 3 von Breite zu Höhe, fand ich, klingt am besten. Kreisel öfters andrehen und testen!

Nach dem Auswuchten wird von außen und von innen lackiert. Nach dem Trocknen des Lackes wird an Stelle des herausgeschnitzten Tonloches als Gewichtsersatz ein entsprechendes weichgeknetetes Klümpchen Bienenwachs an derselben Stelle auf der Innenwand des Kürbisses festgedrückt. (Beseitigung der entstandenen Unwucht).

Nun ist der Kürbis-Brummkreisel fertig!

Zur Stimmung wäre noch zu sagen, daß analog zu den Drachenflöten NUR höher gestimmt werden kann, da man das Tonloch nur vergrößern, nicht jedoch verkleinern kann!

Der folgende Teil ist nur für Perfektionisten gedacht:
>>>Falls die Drehdauer nicht ausreichen sollte, kann man einige -zig Milliliter geschmolzenes Bienenwachs durch das Tonloch in den aufrecht stehenden Kreisel einfüllen und erstarren lassen. Vorsicht, das dauert wesentlich länger (...immer länger als man warten kann...) als bei normalem Kerzenwachs! Flüssiges Bienenwachs ist sehr heiß und kühlt nur langsam ab, weil die Kürbishaut hervorragend isoliert. Anschließend ist leider ein erneutes AUSWUCHTEN durch entsprechendes Entfernen von Wachs durch's Tonloch angesagt!<<<

Alternativ kann man das weichgeknetete Wachs auch um die aus dem Boden herausragende Achse herummodellieren.

Ich wünsche Euch allen viel Spaß beim Brummkreiselspiel...und beim "König" wählen..!

Verwendete Literatur:

Armengaud, Christine
Musiques Éoliennes
Manu Presse
Dessain et Tolra, Paris, 8/1983 pp.8-17

E.Best
Games and Pastimes of the Maori
A.R.Shearer, Government Printer Wellington
New Zealand 1976; pp.157-163

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(letzte Änderungen vom 31.10.1997)

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English Version follwing beneath:


Humming Gourd Top.

for windless winter days...


On children and adults as well, a "singing" top had always a magic auditive effect. Surviving centuries on the Pacific Islands, China, Java, Japan as well as in South America or in Africa, there are a lot of examples of "ethnological" humming tops which were used in ceremonies, annual festival days or just as a toy during the whole year. Called "screeching goose" by Canton Chinese people the humming top in China was used as a toy of happiness, in contrast to this the Maoris used to twirl it in funeral ceremonies as addition to the murmuring wail of the mourning widows.

Much of the ideas seem to be international: As an example the Cheyenne Indians in USA as well as the People of Korea make tops spin on the ice of frozen winter lakes.

Curious stories rank around gourd tops, for example this one from E.Best; "Games and pastimes of the Maori":
Once upon a time there was a curious custom of electing a Maori "King" in Waikato district... The folk proposed, that the representatives of each tribe should make a humming top, and that the tribe whose top hummed the loudest in a competition should have the privilege of electing one of its members as Maori "King". The proposal was agreed to, and each of the visiting tribes made a humming top of matai wood, the favoured material, and assembled for the contest. But the local folk of Waikato made a large gourd top, which hummed so loudly that its owners easily won the contest, and thus elected one of their own men as "King". On such small issues does the fate of a king sometimes depend....

Now let's try to make a spinning "King"...

The required material...

...the tools...

...and how to make it...

First let's choose an ornamental gourd with 10-15cm outer diameter. It should be ripe and have a shell being not impressible by the thumb (should feel "wood-hard"). Choose one with a regular shape with no bigger growth-irregularities which will later disturb the even spinning of the top. The bigger the diameter, the less will be your efforts required, to make the top sound. After curing break off the stalk and saw the top off (don't break it!), so that you can remove the pulp and clean the interior wall. Then let dry the two parts for three additional days.

When absolutely dry the two gourd parts are re-glued together in original position to produce a narrow joint. Let dry and sand the joint smooth.

Then, after drying of the glue, it's the needle's turn. One needle is fixed horizontally at the table edge and surpasses it with ~2cm. the other remains in your right hand. The gourd is now fixed by means of the two needles at the stalk's- and the flower's stigma so that the gourd now can be rotated between them with a little push of the left hand. Continue to change the position of the needles slightly until the gourd turns around evenly, stopping in a different position every time if rotated. In this moment you will have found the exact weight-center of the top. Then take a pencil, turn the gourd around once more, finding the most eccentric point of it (=best location for the sound hole) by holding the pencil tightly to the spinning top touching/ marking it slightly.

Mark the found needle points, drill holes there and stick the turning axis through. It can be fixed provisionally with sealing wax until the axis is positioned correctly. Glue it definitely with white glue. Sand the bottom end of the axis round (important!) in order to let the top find it's best position by itself while spinning.

At the marked point for the sound hole carve an upright standing rectangle into the wall. When I tested the hummer, I found that a width/ length ratio of 1cm/3cm sounded best. What are YOUR results? The bigger the sound hole/the smaller the gourd, the higher the humming tone will be.

After lacquering the interior/ exterior wall and drying, a little peace of bee's wax is fixed at the inside of the gourd wall as a substitute of the now lacking sound hole wall's weight.

Now your humming gourd top is ready for liftoff...

The following process is NOT absolutely necessary and is reserved for the "cracks" because you will have to balance the top again after this procedure by removing or adding wax from/to the "right" positions:

If the spinning time of the top doesn't seem to be sufficient to you, liquid bee's wax can be poured through the soundhole into the upright positioned top as a method to increase the top's weight and therefore the spinning time. Let solidify the wax (look out, this process will always last longer than you can wait...) and balance the top again.
As an alternative you could also model the kneaded sticky bee's wax around the bottom part of the top around the turning stick.

I wish you and your kids much fun with your self made Super-"King"-Humming-Top.

Literature:

Armengaud, Christine
Musiques Éoliennes
Manu Presse
Dessain et Tolra, Paris, 8/1983 pp.8-17

E.Best
Games and Pastimes of the Maori
A.R.Shearer, Government Printer Wellington
New Zealand 1976; pp.157-163

P.S.: Do you know some more Literature about Gourd Tops?
Do you know people, who manufacture similar instruments?
Please let me know, THANKS!

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(last changes made 31.Oktober 1997)
Halloween hoooo....

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