Transcription of the original article (in German) by

D. Christian Friedrich Quandt
in: Allgemeine Musikalische Zeitung.(Teil: Korrespondenz)
Breitkopf und Härtel, Leipzig; Februar 1799;  (Intelligenzblatt zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung); pp.346-347
(Correspondence-article on the aeolian harp)

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Korrespondenz

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Niesky bey Görlitz, den 11.Febr. 1799

... Den Aufsatz des Herrn Knecht über Harmonie, las ich mit viel Vergnügen, und ward dadurch angeregt, folgenden kleinen Beytrag dazu zu liefern.

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Daß Harmonie in der Natur tief gegründet, und die Anwendung derselben keine barbarische oder gothische Erfindung ist, wie Rousseau behaupten wollte, zeigt uns ganz besonders auch die Aeolsharfe. Dieses Instrument ist bekanntlich eine Erfindung des Pater Kircher der es in seiner Phonurgia ausführlich beschreibt. In neuern Schriften findet man dies Instrument, unter andern, in dem Götting. TaschenkaIender für 1792 pag. 137 bis 145 vom Hrn. Hofrath Lichtenberg; ferner in einem Stücke der Lausizischen Monatsschrift v. J. 1796 von mir, nebst damit angestellten Versuchern, beschrieben.

Es giebt dieses Instrument, dem Wind gehörig ausgesetzt aus seinen völlig im Einklang (unisono) gestimmten mehrern oder wenigern Saiten, volle laute Harmonie. Ja sogar eine einzige Saite giebt mehrere harmonische Töne zugleich an. Man kann dies deutlich hören wenn man, während das Instrument tönt, alle Saiten bis auf eine dämpft. Aus dem Grundtone entwickelt sich, die Oktave, Quinte, Quarte, große Terz, kleine Septime. In den höhern Oktaven (es steigt oft 3 Oktaven über den Grundton, wenn die Saiten lang sind, und wenn der Wind recht scharf und stät bläset), hört man die natürlichen Töne, die in unserm temperirten Tonsysteme nicht aufgenommen, auf dem Horne und der Trompete aber sehr deutlich zu hören sind, deren Herr Knecht ebenfalls erwähnt hat.

Eine sonderbare Beobachtung hat der verstorbene Henr v. Meyer in Görlitz bey diesem Instrumente gemacht, und ich bin selbst eines Tages bey ihm davon Zeuge gewesen,daß nämlich öfters bey einer gewissen Modification des Windes, wenn derselbe hauptsächlich recht schwach, aber anhaltend blies; ein tieferer Ton entstand, aIs der Grundton der Saite war, den man durch die gewöhnliche Art Ton zu erwecken, d. i. durch Reißen, Schlagen oder Streichen erhält, und den man für den tiefsten Ton der Saite hält. Es scheint also, daß hier durch Modification des tonerweckenden Mittels, (hier des Windes) aus den Saiten, eine Folge harmonischer Töne, über dem sogenannten Grundton sowohl, als unter demselben hervorgebracht werden kann. In der Tiefe kommen sie in größern Zwischenräumen, in der Höhe in kleinern.

Alles dies zeigt uns, meines Bedünkens, sehr deutlich, wie sehr Harmonie, selbst die schwerern Tonverhältnisse, die man Dissonanzen zu nennen beliebt hat, in der Natur gegründet sind, und daß die Rousseausche Behauptung, die wahrscheinlich schon von manchen gläubig wird nachgebetet worden seyn, nur auf dem Papiere und in der Schreibstube gemachter Hypothesenkram ist, den der erste vernünftig angestellte Versuch widerlegt. Ein Versuch, wozu es gar nicht erst der Windharfe bedarf. Klopfe an den ersten besten Zimmerbalken oder an eine hölzerne Brunnenröhre, die auf Unterlagen ruht, und du hörst Harmonie, freilich nicht so deutlich, wie bey der Aeolsharfe, die so laut, wie eine Orgel, Harmonien tönt.

D. Christian Friedrich Quandt.


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